Vi. Ztr. Kart V, bis ¿mit westph. Fried. 1520 —1648 27
König Franz folgte ihm auf der Ferse, eroberte Mayland
und griff die Stadt P a v i a an. Die kaiserlichen Feldherrn
waren in großer Verlegenheit: Vor ihnen^der viel stärkere
Feind, welcher einer der Hauptstädte bedrängte; in ihrem
Rücken das Gebiet des .Papstes, der mit Franz ein Bünd-
niß geschlossen hatte; in ihrem Heere selbst Mangel aller
Art und die Erschlaffung, die ein langer Rückzug er-
zeugt. Allein ihr eigner Muth und Scharfblick, und das
Glück, machten dieses Alles wieder gut.
Schlacht bei pavia. 1525. — Der Befehlshaber,
welcher Pavia vertheidigte, Don Antonio de Leyva,
wankte nicht, sondern hielt eine harte Winterbelagerung
bis zum Febr. 1525 standhaft aus. Unterdeß war dem kai-
serl. Hec-.e eine Verstärkung aus Deutschland von 15,000
Lanzknechten unter dem tapfcrn Georg von Freu ads-
berg oder Frundsberg gekommen, und den 28stcn
Febr. griffen sie den König bei Pavia an. Pescara's schar-
fes Auge hatte den rechien Angriffspunkt von einer Seite
ausersehen, woher der König keinen Feind erwartete.
Durch einen großen , mit Mauren umgebenen Waldgarten
glaubte er seinen Rücken gedeckt, aber Pescara hatte durch
dessen Mauren in der Nacht vorher einen Weg bahnen fas-
sen, und brach nun stürmend hervor. Zu gleicher Zeit
machte Leyva einen Ausfall aus der Festung, und Lannoy
und Bourbon kamen von einer andern Seite. Da kam
bald Unordnung in das französische Heer; die Schweizer
in demselben flohen, gegen ihre Gewohnheit, bald vom
Schlachtfelde, tapfer fochten die deutschen Miethstruppen
in Franzens Heere, allein noch tapferer Georg von Frcunds-
berg mir den Seinigen, und ihnen dankten die Feldherrn
vorzüglich den Sieg; die Deutschen hieben ihre Landsleute
aus Erbitterung, weil sie den Franzosen dienten, beinahe
bis auf den letzten Mann nieder. — Dem König Franz
war das Pferd erschossen, und zu Fuß vertheidigte er sich
noch gegen einen Haufen Spanier, die ihn umringt hatten
und nicht kannten. Zu seinem Glück kam ein französischer
Edelmann, Pomperant, der unter Bourbon diente, dazu,
erkannte den König und forderte ihn auf, sich dem Herzog
zu ergeben. Aber mit Unwillen befahl der König, den Lan-
noy herbeizurufen. Der Kampf hielt inne, bis dieser kam,
und ihm übergab der König seinen Degen. Lannoy nahm
ihn knieend an und überreichte ihm sogleich den seinigen :
„Es scy ungeziemend, sagte er, daß ein so großer König
vor einem Ünterthan des Kaisers waffenlos dasiehe."
Vierzehn Tag nach dieser Schlacht war kein Feind mehr
in Italien.
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Franz Franz Muth Don_Antonio_de_Leyva Georg_von_Freu Leyva Georg_von_Frcunds- Franz Franz Lannoy
Extrahierte Ortsnamen: pavia Pavia Deutschland Frundsberg Pavia Pescara Franzens Italien
Vi. Ztr Karl V. bis zum wcstph. Fried. 1520 — 1648 29
in der Gefangenschaft gewesen war, — und hielt seinen
Vertrag nicht.' Er entschuldigte sich damit, daß seine Stan-
de durchaus nicht in die Abtretung von Burgund willigen
wollten, und bot daun eine große Summe Geldes für die
Befreyung seiner beiden ältern Söhne an, die er statt sei-
ner als Geißeln nach Spanien geschickt hatte. Aber Karl
ließ ihm antworten: „Er verletze Treu und Glauben, die
er ihm öffentlich und auch im besondern gegeben, und hand-
le nicht, wie es einem Manne von edler Geburt und einem
Fürsten gezieme. Wolle er cs leugnen, so erkläre er hie-
mit, daß er die Wahrheit davon durch die Waffen erhär-
ten und im Zweikampf beweisen wolle."
Franz nahm die Herausforderung zwar mit Worten an,
wußte aber der That selbst unter mancherlei) Vorwänden
auszuweichen, und so mußten die Völker wieder mit ihrem
Blute ausfechten, was der Herrscher Leidenschaft, Ehrgeiz
und Zorn aufgeregt hatte. Der Krieg zwischen Karl und
Franz brach von Neuem aus.
L>ie kaiserlichen in Äom. 1527 — Vorher indeß
war in Italien eine unerhörte That geschehen. Das kai-
serliche Heer in Mayland stand jetzt unter dem Oberbefehl
des Herzogs von Bourbon, nachdem der treffliche Pes-
cara gestorben war. Das Land war ausgezehrt, die Be-
fehlshaber ohne Geld, die Truppen murrten und forderten
lhren Sold, alle Mittel der Beruhigung waren vergeblich;
da brach das Heer plötzlich im Jan. 1527 gegen Rom auf,
ohne irgend einen Befehl des Kaisers; man weiß nicht, ob
nach Willen des Herzogs von Bourbon, welcher vielleicht
große Planen des Ehrgeizes gefaßt hatte, oder aus einem
raschen Entschlüsse der Menge, die in Rom Ucberfluß al-
ler Bedürfnisse und eine reiche Beute zu finden hoffte. Ge-
nug/ Bourbon gab dem allgemeinen Drange nach und kam
nach einem sehr beschwerlichen Zuge vor Rom an. Es war
ein Haufe, aus allen Völkern Europa's gemischt. Am liten
May erging der Befehl zum allgemeinen Sturm der alten
Welthauptstadt; Bourbon war einer der Ersten auf der
Mauer, und sein Beispiel feuerte die Stürmenden an; aber
kaum hatte er einige Augenblicke da oben mit dem Schwerdte
gefochten, als ein Schuß ihn niederwarf. Die Seinigen
mdeß drangen in die Stadt, und eine Plünderung und
Verheerung, wie zur Zeit der Vandalen, wüthete nun meh-
rere Tage in den Mauern derselben. Der Papst hatte sich
mit seinen Getreuen in die Engetsburg geflüchtet; hier wur-
de er einige Monate belagert, bis die Noth ihn zwang, eine
Summe von 400,000 Ducaten zu versprechen, damit das
völlig losgebundene Heer seinen Sold erhalten konnte.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl Karl Franz Franz Karl Karl Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Spanien Italien Mayland Rom Rom_Ucberfluß
r
52 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried 1520 —1648.
sondern auf die Vernichtung des Feindes ging. Er war
schon gegen Türken und Franzosen zu Felde gezogen, und
mit in der Schlacht bei Pavia, so wie bei dem Sturme auf
Rom unter Bourbon gewesen. Zu chm gesellte sich auch der
Haufen des Herzogs Ulrich von Würtemberg unter dem
tapfernhans von Heydeck. Schärtlin faßte sogleich
den Kriegsplan dahin ab, die sich bildende Kriegsmacht des
Kaisers im Entstehen zu vernichten; denn Karl, der noch
immer in Regensburg saß, hatte höchstens 8 bis 10,00.)
Mann bei sich, und wartete der Hausen, die in Deutschland
geworben wurden, und die aus Italien und den Nieder-
landen heranzogen. Zuerst rückte Schärtlin gegen einen
großen Werbeplatz des Kaisers in Schwaben, das Städt-
chen Fuessen am Lech. Aber die Haufen zogen sich bei
seiner Annäherung in Baiern hinab, und als er sie rasch
verfolgen wollte, kam eben ein Bote von dem Rathe der
Stadt Augsburg, deren besonderer Dicnstmann er war,
mit dem Befehle, den friedlichen Boden des Herzogs von
Baiern nicht zu betreten. Das bairische Haus hatte ge-
droht, sich zu dem Kaiser zu schlagen wenn sein Gebiet
verletzt werde; allein, wenn es völlig partheilos dastehen
wollte, so hätte cs auch den Schaaren des Kaisers den
Durchzug nicht gestatten dürfen. — Mit Beknmmerniß stand
Schärtlin am Lech, ohne ihn überschreiten zu dürfen; denn
er hatte noch Größeres im Sinne gehabt: wenn er die kai-
serlichen Haufen rasch auseinander getrieben, wollte er auf
Regensburg selbst ziehen. Die dort versammelte Kriegs,
macht war noch so gering, daß der Kaiser wahrscheinlich
die Flucht ergreifen mußte, und dann war Oberdeutschland
für ihn verloren. — Schärtlin schrieb, „daß gewiß einst
Hannibal nicht mit betrübterem Herzen von Italien abgezo-
gen sey, als er zu dieser Stunde vom Baierlande."
Aber schnell sich fassend beschloß er nun, die päpstlichen
Haufen nicht nach Deutschland zu lagen. Nie war ein so
wohlgerüstetes Heer in Italien aufgestellt worden; tapfere
Schaaren, unter versuchten Hauptleuten, und von Eifer
gegen die Protestanten erfüllt. Ihr Weg ging durch Tyrot;
Schärtlin wollte ihnen denselben versperren, rückte in Eil-
zügen gegen die Ehrenberger Klause und nahm die-
sen wichtigen Paß durch Ueberrumpelung ein. Dann zog er
gegen Inspruck und hätte sicher seinen Zweck erreicht, alle
Passe zu besetzen, wenn nicht ein neuer Befehl von den Bun-
deshäuptern angekommen wäre, Tyrol wieder zu räumen,
weil der König Ferdinand, dem das Land gehörte, noch
nicht den Krieg gegen den schmalkaldischen Bund erklärt habe.
Gv zeigte sich gleich Anfangs die Halbheit und Zaghaftigkeit
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ulrich_von_Würtemberg Karl Karl Hannibal Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Pavia Rom Regensburg Deutschland Italien Schwaben Baiern Stadt_Augsburg Baiern Oberdeutschland Italien Deutschland Italien Tyrol
Der schrnalkcrldische Krieg. 1o46 und 47. 5l
Kriege davon tragen werde. Auch scheint es fast, als habe
die alte Eifersucht zwischen Fürsten und Städten selbst hier
das völlige Einverständniß getrübt. Gewiß ist, daß der
Mangel des letzteren die Hauptursache des Mißlingens
war.
Als das Heer vereinigt war, rieth Schärtlin, auch jetzt
noch den Kaiser in Landshut zu überfallen und zu umzingeln ;
aber man konnte darüber nicht einig werden, und die kostbare
Zeit wurde wiederum versäumt. Der Kaiser dagegen benutz-
te sie trefsiich; er zog alle spanischen und italienischen Hülfs-
vülker, und die in Deutschland geworben waren, an sich,
und als er sich stark genug hielt, rückte er die Donau hinauf
nach Ingolstadt. Hier fing er an, ein starkes verschanz-
tes Lager zu errichten ; denn i'm offenen Felde zu schlagen,
wagte er noch nicht, bis der Grasvon Büren, der mit
einem bedeutenden Heereshaufen aus den Niederlanden kam,
zu ihm gestoßen sey. Die Bundcsverwandten waren ihm
nach Ingolstadt gefolgt, und da entschlossen sie sich endlich
sein Lager welches noch nicht ganz vollendet war, zu beschie-
ßen, ob der Kaiser etwa zu einer Schlacht herausgelockt
werden möge. ^ Am letzten des Augnstmonats, mit Anbruch
des Tages, rückten sie heran; sie bildeten die Gestalt eines
halben Mondes, und besetzten die Anhöhen umher mit ihrem
Geschütz. In den Schaaren war Muth und Kampflust;
ein kühner Sturm, im entscheidenden Augenblicke raschans-
geführt, hätte leicht den Verbündeten einen vollständigen
Sieg gewinnen können. Denn noch war ihnen der Kaiser
an Kräften bei weitem nicht gleich, und sein Lager umgab
erst ein einfacher Graben. Der Gedanke eines solchen
Sturmes blieb den Bundesgenossen auch nicht fremd; nach
einigen Nachrichten faßte ihn der Landgraf Philipp, nach
andern aber Schärtlin, in dem Augenblicke, als das Feuer
seiner zwölf großen Feuerschlangen die spanischen Haken-
schützen wieder in das kaiserliche Lager zurückgetrieben hatte,
aus welchem sie hervorbrechcn wollten. Allein Unentschlos-
senheit und Uneinigkeit der Anführer vereitelten auch die-
sesmahl die rasche Entscheidung. Der Kaiser, der mit groß-
ßer Kaltblütigkeit den Seinigen Muth einredete und keine
Gefahr scheute, gewann Zeit, die Verschanzungen zu vol-
lenden, und nun konnte er ruhig zusehen, wie die Verbün-
deten sich an seinem Lager müde schossen. Schärtlin konnte,
wie er selbst erzählt, von der Zeit an kein Herz mehr zu
diesem Kriege fassen, ,,denn er sehe keinen Ernst zü einem
rechtschaffenen Kriege."
Fünf Tage lang beschossen die Fürsten das kaiserliche
Lager, ohne etwas Bedeutendes auszurichten; und als sie
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Extrahierte Personennamen: Muth Philipp Philipp Muth Schärtlin Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Donau Ingolstadt Niederlanden Ingolstadt
Der schmalkaldische Krieg. 154h und 47.
S9
14. Die Schlacht bei Mühlberg.
(24. April 1547.)
Der Churfürst hatte es lange gar nicht glauben können,
daß Karl selbst gegen ihn im Anzuge sey; nun da er ihn vor
sich sah, brach er eilend die Brücke bei Meißen ab und führte
sein Heer an dem rechten Elbufer hinab, um seine Haupt-
stadt Wittenberg zu erreichen. Hier konnte er alle Mittel
zu einer langen und tapfern Gegenwehr finden. Dem Kai-
ser dagegen lag Alles daran, daß der Feind unterwegs schon
angegriffen würde, damit der Krieg ein schnelles Ende ge-
wönne. Eilend zog er daher an dem andern Elbufer, den
Churfürstlichen fast zur Seite, und suchte nach einer Furth,
um durch den Fluß zu kommen. Der Churfürst hatte bei
dem Städtchen Mühlberg Halt gemacht. Noch spät am
Abend ritt der Kaiser selbst mit seinem Bruder und dem
Herzog Moritz am Ufer hin und nirgends wollte sich ein be-
quemer Uebergang zeigen; denn die Elbe war hier 300
Schritte breit und das entgegengesetzte Ufer war höher als
das diesseitige. Da führte der Herzog Alba einen jungen
Bauern aus einem nahen Dorfe herbei, welcher ihnen eine
Furth im Flusse zu zeigen versprach; die Sachsen hatten
ihm zwei Pferde mitfortgeführt, aus Rache wollte er ihren
Feinden diesen Dienst erzeigen. Moritz versprach ihm hun-
dert Kronen und zwei andere Pferde.
Unter dem Schutze eines dicken Nebels suchten nun am
andern Morgen einige tausend spanische Hackenschützen durch
die Furth an's andere Ufer zu gelangen. Ein Haufen von
ihnen schwamm, nach abgeworfenem Harnisch, den Säbel
zwischen den Zahnen, hinüber, eroberte einige Kähne und
brachte sie zum Kaiser, sie wurden mit Schützen bemannt
und diese feuerten nun auf die Sachsen am andern Ufer,
wahrend die Reuter durch die Furth setzten und jeder einen
Fußknecht hinter sich mit hinüber nahm. Darnach folgte auch
der Kaiser, dessen Pferd der wegweisende Bauer am Zügel
führte, der König Ferdinand, der Herzog Moritz, und'des
Kaisers Feldherr, Herzog von Alba.
Es war ein Sonntagmorgen. Der Churfürst wohnte
dem Gottesdienste in Mühlberg bei, und als man ihm die
Nachricht brachte, der Feind gehe über den Fluß, — und
bald , er sey schon ganz nahe, konnte er es noch immer nicht
glauben, und wollte den Gottesdienst nicht unterbrechen.
Endlich, nachdem er vollendet, hatte er nur noch eben Zeit,
seinem eilig abziehenden Heere zu folgen. Er gab Befehl,
daß das Fußvolk nur streben solle, Wittenbergzu erreichen,
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Moritz Moritz Ferdinand Moritz
m
Dreißigjähriger Krieg.
Der Graf von Mansfeld rückte gegen Wallenstein an die
Elbe, wnrde zwar an der Dessauer Brücke zurückgetrieben,
wandte sich aber mit kühner Entschlossenheit plötzlich nach
Schlesien, um sich mit dem siebenbürgischen Fürsten Bcth-
len Gabor zu vereinigen und den Krieg mitten in die
östreichischen Lander zu versehen. Wallenstein war wider
Willen gezwungen ihm mit feinem Heere zu folgen. Nach
beschwerlichen Zügen kam Mansfeld in Ungarn bei Berhleu
an. fand aber keine gute Aufnahme weiter nicht wie jener
erwartet harre, große Geldsummen mitbrachte. Verfolgt von
Wallenstein, vom Rückwege abgeschnitten, ohne Mittel, sich
in dem fernen Lande zu behaupten, verkaufteer Geschütz und
Heergcräth, entließ seine Krieger, und nahm mit kleinem Ge-
folge den Weg durch Bosnien und Dalmatien nach Venedig.
Von da wollte er nach England schiffen, um dort von neuem
Geld zu holen. Aber in dem Dorfe Urakowitz bei Z a ra über-
wa tigte die übermenschliche Anstrengung seinen starken
Körper. Er wurde krank. Als er die Annährung des To-
des fühlte, zog er seinen Kriegsrock an, gürtete seinen De-
gen um, und erwartete stehend, auf zwei Kriegsgenossen
geiützt, sein Ende.^ Er starb den 20 November 1620, im
46,reu Jahre seines Alters. In Spalatro liegt er begraben^
In diesem selben Jahre starb auch sein Freund, der
Hergog E hri stia n von Braunschweig, erst 29 Jahre alt;
-und.so hatten die Protestanten ihre besten Anführer verlo-
ren. Der König Ehristian von Dänemark konnte sie nicht
ersetzen; ihm fehlte der kriegerische, entschlossene Sinn.
Odwohl Riedersachsen durch Wallensteins Abzug sehr er-
leichtert war, konnte er es doch nicht gegen Tilly verthei-
digen, sondern wurde von ihm am 24. August bei Lutter
am Barenberge im Hanöverschcn gänzlich aufs Haupt
geschlagen und verlor sein ganzes Geschütz und 60 Fahnen.
Im Jahr 162/drang Gallenstein wieder durch Schlesien
nach Norddeutschlaud vor, durchzog Brandenburg undmeck-
lenourg, und fiel mit Tilly in Holstein, um den däni-
schen König ganz aus Deutschland zu vertreiben. Das
Land war bald , bis auf einige feste Platze, erobert, dann
auch Schleswig und Jüctand überschwemmt, und oer
König mußte auf seine Inseln fliehen. Die eroberten Lan-
der aber wurden .auf so unmenschliche Weise von den wil-
den Schaaren verwüstet, daß die Erzählung schon Schau-
der erregt.
Wallenstein Herzog -von Mecklenburg, 16^8. —
Wallengerns Heer war unterdeß bis auf 100,009 Mann an-
gewachsen , und der unbegreifliche Mann betrieb die Wer-
bungen um so eifriger, je mehr die Feinde verschwanden.
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Extrahierte Personennamen: Gabor Tilly August Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Schlesien Mansfeld Ungarn Bosnien Dalmatien Venedig England Dorfe_Urakowitz Spalatro Braunschweig Gallenstein Norddeutschlaud Brandenburg Holstein Deutschland
71
Karl V. Morltz von Sachschm
irbermütbiger Fremdling, wie Granvella , des Reiches An-
gelegenheiten ordnen sollte, war ein gerechter. Weniger
haben des Kaisers Handlungen, als seine Gesinnung
gegen die Deutschen, ihm diesen demüthigenden Kriegs von
Morin zugezogen.—Der Markgraf Albrecht führt in seiner ,
Erklärung eine Beschwerde auf, die noch sonderbarer er-
scheint, aber eben jene» Ucbermuth der Fremden gegen un-
ser Volk zur Quelle hat. Er eifert gegen den Geschicht-
schreiber des schmcukaldischen Krieges, Ludwig von Avila,
und nennt ihn einen Lugner und boshaften Menschen, „denn
er rede in seinem Buche so verächtlich von den Deutschen,
als wenn sie ein wildes und unbekanntes Volk wären, von
Dessen Herkommen und Ursprung man nichts wisse."
Der Kaiser wiederum, dessen Handlungen besser
waren, als jene Erklärungen sie darstellten, antwortete,
im Gefühl seiner Würde, nichts darauf, als, „daß die Be-
schuldigungen der beiden Fürsten so kindisch, los und un-
gereimt seyen, daß sic den Ungrund in sich selbst enthielten,
und den Unfug derjenigen, die sie erdichtet, genugsam an
den Tag legten."
Ihr Unternehmen verlor auch bald in der öffentlichen
Meinung dadurch sehr viel, daß der Markgraf Albrecht mit
seinen Leuten als Mordbrenner und Räuber auf dem plat-
ten Lande Verheerungen anrichtete. Moritz und der junge
Landgraf Wilhelm von Hessen, die sich besserer Absichten
bewußt waren, trennten sich daher von ihm und ließen ihn
allein schalten. — Der Kaiser war in der größten Verle-
genheit; es fehlte ihm an Truppen so wie an Gelde, und
in der Roth mußte der König Ferdinand Unterhandlungen
mit Moritz anfangen. Da sie indeß nicht zu einem schnellen
Ende führten, und Moritz die Absicht des Kaisers, nur
Zeit zu gewinnen, wohl merkte, so brach er plötzlich aus
Schwaben mit seinem Heere gegen Tyrol auf, um ihn wo
möglich zu überfallen. Er zog so schnell, daß er eher kam,
als sein Ruf; die Ehrenberger Klause kam in seine
Hände, und hätte ihn nicht eine Meuterei in einem seiner
Fähnlein.einen ganzen Tag aufgehalten, so würde er sogar
den Kaiser in Jnsprnck noch gefunden haben. Erst in der
Nacht vorher war dieser im schrecklichsten Regenwetter nach
Trient entflohen; er selbst, seiner Krankheit wegen, in ei-
ner Sänfte; sein Bruder, der gefangene Ehnrfürst Johann
Friedrich, und der übrige Hofstaat, zu Pferde, manche so-
gar zu Fuß. Diener mit Fackeln mußten durch die enge
Passe in den Tyroler Gebirgen den Weg erleuchten. Aust-
in Trient war keine Sicherheit, nach wenig Stunden Rast
ging die Reise durch rauhe Gebirge wetter nach dem Flecke«
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_V._Morltz_von_Sachschm Karl_V. Granvella Albrecht Albrecht Ludwig_von_Avila Ludwig Lugner Albrecht Albrecht Moritz Wilhelm Ferdinand Moritz Moritz Johann
Friedrich Johann Friedrich
Siebenjähriger Krieg. . 201
sondern der Graf Brühl nichts als Neutralität versprach,
so glaubte Friedrich, einer zweideutigen Macht in seinem
Rücken die Waffen nicht in den Händen lassen zu dürfen,
und griff zur Gewalt. Die sächsischen Krieger, 17,000 an
der Zahl, hatten siel) unerwartet überrascht, in Eile, ohne
Gepäck und Vorräthe, in. das enge Thal der Elbe zwischen
Pirna und der Festung Königsstein gezogen und ein ver-
schanztes Lager angelegt, welches mit Gewalt nicht-zu
erobern war. Dieser Entschluß war der tüchtigste, und
für Friedrich nachteiliger, als wenn sie, über die Ge-
birge nach Böhmen ziehend , sich mit dem östrcichischen Heere
vereinigt hätten. Denn dieses Heer, noch ungeordnet und
schwach, hätte des Königs erstem Angriff auf Böhmen anch
mit den Sachsen wohl nicht widerstanden.nun aber mußte
derselbe eine lange, kostbare Zeit mit der Einschließung und
Bewachung der Sachsen verlieren; das kaiserliche Heer
fand Raum, sich zu sammeln; und war es geordnet, so
mogte es auch die Sachsen durch eine glückliche Schlacht be-
freien.
Das Ereffen bei Lowositz am 1. Oktober 1756.—
Dieses versuchte in der Thal der kaiserliche Feldmarschall
Brown, nachdem der König vier Wochen in Sachsen anf-
gehalten war. Er ging am 30. September bei Bndin über
die Eger und zog gegen die von den Preußen besetzte Stel-
lung in den Gebirgen, die Böhmen von Sachsen trennen.
Der König indeß rückte ihm mit einem Theile seines Heeres
entgegen. Aber es war nur ein kleiner Haufe, 24,000 Mann
gegen 70,Wo; die übrigen hatte er zur Bewachung der Sach-
sen zurücklassen müssen; und die Oestreicher waren von dem
besten Feldherrn angeführt, welchen sie besaßen. Dennoch
mußte das kühne Wagestück unternommen werden; und es
gelang. Am 1. Oktober trafen die beiden Heere bei dem
Stäbchen Lowositz zusammen. Die Gegend war hier noch
gebirgigt, der östreichische Feldherr konnte sein Heer nicht
ganz entwickeln, besonders konnte die Reiterei nicht viel
Theil an der Schlacht nehmen; aber desto heftiger war das
Feuer aus dem groben Geschütz und dem Gewehr, worin
die Preußen schneller waren. Ihnen gegenüber standen je-
doch nicht mehr die Oestreicher der schlesischen Kriege, son-
dern ein Heer, zehn Jahre hindurch auf das Beste geübt,
rascher und gewandter als je, und mit trefflichem Geschütz
versehen. Schon war es hoch am Mittage, die Tapferkeit
der Preußen konnte der Standhaftigkeit der Oestreicher nichts
abgewinnen; durch das sechsstündige, heftige Feuer hatte
sich der linke preußische Flügel verschossen, die Soldaten
forderten Patronen und waren uumuchig, daß sie fehlten.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Feldmarschall
Brown
202 Vii. Ztr. Vom westph. ffticb» bis jetzt. 1648 — 1823.
Da rief der Herzog von Bewern, der diesen Flügel befeh-
ligte: „Laßt euch das nicht irre machen! habt ihr
nicht gelernt, den Feind mit gefälltem Gewehr anzugrei-
fen?" Und auf dieses Wort schließen sie ihre Reihen und
dringen unaufhaltsam in die Oestreicher; kein Widerstand
hilft; wie ein reißender Strom werfen sie Alles vor sich
nieder, und das Städtchen Lowositz wird im Sturme genom-
men. — Dieser Augenblick entschied; der Feldmarschalt
Brown, obgleich nur ein geringer Theil seiner Schaaren
im Gefechte gewesen war, trat den Rückzug an und führte
sein Heer wieder über die Eger nach Budin.
Der König Friedrich hatte in dieser Schlacht die neue
bessere Kriegsweise der Oestreicher kennen gelernt und fühlte
im Voraus, welch harter Kampf ihm bevorstehe. Auf der
andern Seite hatte ihn auch die unübertreffliche Tapferkeit
seines eigenen Heeres wahre Bewunderung eingeflößt, und
er schrieb darüber: „Jetzt habe ich gesehen, was meine
Krieger vermögen. Nie haben sie solche Wunder der Ta-
pferkeit gethan, seit ich die Ehre habe, sie anzuführen.
Gefangcniröhmung der Sachsen. Oktober-1756. —
Die dringendste Nothwendigkeit war es jetzt für ihn, dem
Aufenthalte, den ihm das sächsische Heer verursachte, ein
Ende zu machen. Dieses Heer war zwar in der bedräng-
testen Lage, aber mit heldenmüthiger Standhaftigkeit hielt
es alle Entbehrungen aus. Schon lange fehlte Benschen
und Thieren der nöthigste Unterhalt; wenn nicht Alle zu
Grunde gehen sollten, so mußte bald Errettung kommen.
Man wußte im Lager bei Pirna, daß der Feldmarschall
Brown im Anzüge war, und hoffte in gespannter Erwar,
rung bald seine Feldzeichen statt der preußischen auf den
Höhen zu erblicken; da drang plötzlich das Biktoriaschießen
der Preußen, wegen der Lowositzer Schlacht, ans allen
Schluchten und Thalern hundertfach wiederhallend , und von
jedem der, in Schlachtordnung aufgestellten, Haufen in
stetem Lauffeuer durch Berge, Wälder und Dörfer wieder-
holt, in das sächsische Lager. Es machte einen furchtbaren
Eindruck auf Hie schon auf's Neußerste gebrachten Krieger.
Und als auch der letzte Versuch zur Rettung, nach Böhmen sich
dnrchznschlagen, sowohl durch Wind und Wetter und furcht-
baren Regen , als durch die Wachsamkeit der Preußen, .miß-
lang, und die Krieger nun drei Tage lang nichts gegessen
und nicht geschlafen hatten und von Mattigkeit niedersan-
ken, legren die 14,000 Mann, die übrig geblieben waren,
mit ihrem Anführer, dem Grafen Rutowsky, am 14. Ok-
tober die Waffen nieder. Sie hatt^ als tapfere Männer
das Aeußerste ertragen, und ein besseres Loos verdient. —
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TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Brown Friedrich Friedrich Feldmarschall
Brown
Die Türken vor Wien. 168.3. 161
gen. Da rief er mit lauter Stimme die deutsche» Re..er
zu Hülfe, welche ihm gefolgt waren; sie eilten herbei, bra-
chen in den Feind, befreitenden König, und bald flohen
die Türken auf allen Seiten zurück.
Mer alle diese Gefechte schienen nur Vorspiele zu der
großen Schlacht zu seyn, welche das Schicksal des Krieg s
entscheiden mußte; man sah noch da.» unermeßliche Lag/r
der Türken mit vielen tausend Gezelten, uno ihr Geschütz
feuerte noch gegen die Stadt. Der Oberfeldherr hielt einen
Rath, ob noch diesen Abend die Schlacht fortgesetzt werden
oder die Krieger bis zum andern Morgen ruben sollten.
Da ward ihm berichtet, daß die Feinde schon allenthalben
auf der Flucht zu seyn schienen; und so war cs. Ein un-
widerstehlicher Schrecken war über sie gekommen; sie siohen
mit Zurücklassung des Lagers und alles Gepäckes und bald
flohen auch die, welche noch aufdre Stadt geschossen harten.
Die Beute im Lager war unermeßlich; man schätzte sie
auf 10 Millionen, und das Zelt des Gropocziers allein auf
400,000 Tdaler; in Oer Kriegs. Lasse wurden 2 Millionen
gefunden. Der König von Polen, der allein 4 Millionen
Gulden als seinen Antheil erhielt, schrecot darüber und über
dre große Freude der geretteten Einwohner Wiens, in einem
Briefe an seine Gemahlin folgendermaßen: „Das ganze
feindliche Lager, sammt dem Geschütz uno einem un, chiba-
ren Reichthum rsi in unsere Hände gefallen. Die Kameel'e
und Maultbrere, sammt den gefangenen Türken, werden
heerdenwerse ßortgerricben. Des Großveziers Erbe bin ich
geworden. Das Feldzeichen, welches ibm pstegt oorgetragen
zu werden, nebst dem mahomedanifchen Panrer, womit ryn
der Sultan für diesen Feldzuge beehrt hatte, dw Gezeite, Wä-
gen und Gepäcksind mrrzu tzhei! geworden, und sind allein euxu
ge wn den erbeuteten Kochernmehrere lausend Thaler werlh.
Was er sonst von verschiedenen Ergötztichkerten .n seinen Gezel-
ten gehaot, als insonderheit ferne Baostuben und Gurten/
den Springbrunnen, und mancherlei seltenen Tyreren/
wärezuweir äustig zubeschreideu. — Heute Morgen war ru- nr
der Stadt und fand, daß sie sich kaum über fünf Tage hálle
hatten können. — Niemals ist so große, m kurzer Zert ge,
fertigte Arbeit mit Menschen Augen gesehen worden, wie
durch Minen gewaltige Steine uno Felsen durchbrochen wor-
den sind. — Ich mußte -auge mir dem Vezrer sechren, brs
der linke Flügel mir zu Hülfe kam. Da waren um mich her
der Lhurfürst von Baiern, der Fürst von Waiveck Uno viele
andere Reichsfürsten, dre mrch umhalseten und küßten. .Die
Heerführer faßten mich bei den Hansen usv Füßen, die Ober-
sten mit ihren Regimentern zu Roß und Hup riefen mar zu:
Koyir.d. G. 2r Lh.-5te Änfl, , -11.
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TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]